Chemie rockt... - Panathinaikos - Olympiakos
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Panathinaikos Athen - Olympiakos Piräus
 
Wenn ich hier in Griechenland mit Leuten ins Gespräch komme, und zur Sprache kommt, daß ich Deutscher bin, dann geht es mit großer Zuverlässigkeit wenig später um das Thema „Bier“. Ich wurde schon mehr als einmal gefragt, ob es denn stimmt, daß wir Deutschen Bier trinken, wie andere Wasser, sozusagen Wasser durch Bier ersetzen. Ich verneine es dann immer konsequent. Dennoch wundere ich mich nicht, daß dieses Bild besteht, erschrecke ich doch jedesmal, wenn ich hier ein Stadion betrete, daß an den Ausschank von Bier überhaupt nicht zu denken ist, und was ist in Deutschland ein Fußballspiel ohne einen gepflegten Becher Pilsgetränk in der Hand? Dafür erhält man hier auch im Stadion ein Getränk, daß man als Nationalgetränk bezeichnen darf: Frappé. Ein Kaffeekaltgetränk, daß aus einem Instand-Pulver mit Wasser gemixt wird und einen seltsam anmutenden Schaum entwickelt. Jeder Taxifahrer hat irgendwo im Auto eine Halterung, wo ein Becher Frappé reingehört, jede Putzfrau hat einen Frappé auf ihrem Wagen stehen und überhaupt jeder, der während der Arbeit mal eine kurze Pause einlegt, mixt oder kauft sich während dieser einen Frappé. Im Schnitt braucht ein Grieche 93 Minuten, um ihn auszutrinken. Und auch in jedem Fußballstadion kann man sich einen Frappé gönnen, der von fliegenden Händlern unters Volk gebracht wird. So gönnte ich mir einen am 30.10. am Rande des Derbys zwischen Panathinaikos und Olympiakos Piräus.
 
Dieses Spiel ist das Derby schlechthin in Griechenland. In den letzten Jahren war es das gewohnte Bild, Panathinaikos Zweiter hinter Olympiakos aus der „Vorstadt“, welche den Hafen beherbergt. Im letzten Jahr gewann allerdings Panathinaikos Meisterschaft und Pokal, vor diesem Spiel dann wieder das gewohnte Bild, Panathinaikos Zweiter hinter Olympiakos. Derbys werden ja hier ohne Gästefans ausgetragen, so war es auch an diesem Abend. Ich entschloß mich hinzugehen und hatte Glück, von einem netten älteren Herrn noch eine Eintrittskarte für das eigentlich ausverkaufte Spiel bekommen zu können. Die Sicht war nicht die optimalste, aber Hauptsache drin, und zunächst einmal das bereits beschriebene Kaltgetränk besorgt. Insgesamt waren 52300 Zuschauer zugegen.
 
Ich wußte ja, daß Pyrotechnik hier etwas lockerer gehandhabt wird, aber was ich eine halbe Stunde vor Spielbeginn geboten bekam, übertraf meine Erwartungen. Als die Spieler der Gastmannschaft zum Warmlaufen vor den Panathinaikos-Stimmungsblock einliefen, begann so eine Art Leuchtspur-Zielschießen, jeder durfte mal, es ist genug für alle da. Wenn wir so etwas in dieser Form und Intensität in Deutschland hätten, RTL würde mehr als ein Kamerateam in den Osten schicken, und die LVZ wäre voll von Leserbriefen erregter Bürger, die genau deshalb schon lange nicht mehr zum Fußball gehen. Das schien kein Ende zu nehmen, es wurde immer wieder nachgeladen, die Spieler schien es allerdings nicht sonderlich zu stören, obwohl das durchaus nicht ohne war. Zum Anpfiff war die Stimmung dann prächtig, es gab reichlich rote und grüne Bengalen, mächtig Rauch zog auf das Spielfeld.
 
Das Spiel begann auch gleich ganz munter, im letzten Jahr verlor Panathinaikos trotz des Titels beide Spiele, und man merkte, daß das Team das nicht wieder wollte. Es kämpfte und hatte so ein optisches Übergewicht, ohne zunächst torgefährlich zu sein. Olympiakos hatte jedoch die technisch besseren Einzelspieler und wirkte auch im Zusammenspiel sicherer, dadurch auch insgesamt gefährlicher. Die größte Chance für die Gastgeber Mitte der ersten Halbzeit hatte Christodoulopoulos, der schon rechts am Torwart vorbei war und aber aus zu spitzem Winkel nicht abschließen konnte. In der 38.Minute fiel dann das 0:1, da Olympiakos immer einen Tick schneller wirkte, überraschte es nicht. Mirallas ging über links durch, spielte zwei Leute aus und traf in die kurze Ecke. Im Stadion herrschte im Anschluß richtige Lähmung, es war absolut still, keiner wollte es wahrhaben. Panathinaikos war in den letzten Minuten der ersten Halbzeit dann auch völlig verunsichert und brachte nichts mehr zustande, mit etwas mehr Konsequenz hätte Olympiakos gleich nachlegen können. Es blieb aber bis zur Pause beim 0:1 und einem Pfeifkonzert. Dann wechselte Panathinaikos in der Pause unter anderem Djibril Cissé ein.
 
Es blieb auch zu Beginn der zweiten Halbzeit noch recht ruhig im Stadion. Auf dem Platz bot sich jedoch ein anderes Bild, Panathinaikos legte plötzlich los und griff mutig an, Olympiakos hatte die Sache nicht mehr im Griff. Einige Ecken blieben noch ohne Wirkung, aber in der 56. Minute wurde  Cissé von halbrechts von Christodoulopoulos angespielt und schoß den Ausgleich, nun folgte in der Kurve eine Pyroshow, die ihresgleichen sucht, und die Stimmung war wieder da. Fünf Minuten später zog er in den Strafraum und wurde von Papadopoulos zu Boden gerissen. Es gab Elfmeter und eine Rote Karte. Cissé trat selber an und traf, nun war die Stimmung natürlich auf Hundert und eine weitere Pyroshow durfte nicht fehlen, auch wenn das Material allmählich alle wurde. Ich persönlich hätte nicht mit so einer Wendung des Spiels in der zweiten Halbzeit gerechnet. Das Spiel war damit auch entschieden, Olympiakos versuchte zwar noch ein paar mal zu kommen, war aber in Unterzahl und im Schockzustand ohne echte Chancen, Panathinaikos spielte das relativ locker zu Ende. Auf den Rängen herrschte nun allgemeine Ausgelassenheit, es wurde bis zum Ende des Spieles durchgesungen, sehr abwechslungsreich, vor allem hat fast das gesamte Stadion mitgemacht. Besonders fasziniert hat mich ein Wechselgesang zwischen den Kurven. Es gab gegen Ende noch eine sehr schön anzusehende Schalparade. Die Nachspielzeit fiel mit fünf Minuten recht reichlich aus und sorgte für den üblichen Unmut, dann aber war es vorbei. Gefeiert wurde nun fast ausschließlich Djibril Cissé, der das Spiel fast im Alleingang gedreht hat. Wie schon eine Woche zuvor, so fielen die Feierlichkeiten nach Spielende auch heute eher knapp aus und das Stadion begann sich schnell zu leeren, und auch ich machte mich vorbei an fliegenden Fanshops und Pita-Gyros-Hänldlern auf zur Metro.
 
Insgesamt war es ein gutes Spiel, und wie es sich für ein Derby gehört, trug der Sieger die Farben grün und weiß. Natürlich fehlte wieder der letzte Reiz aufgrund der fehlenden Gästefans, aber die Stimmung war dennoch beeindruckend und die pyrotechnischen Elemente sehr einprägsam. So war ich zufrieden, da gewesen zu sein. Ach ja: Von meinem Frappé habe ich ein paar mal getrunken und ihn dann irgendwo hin gestellt. Ich mag das Zeug nämlich eigentlich überhaupt nicht.




 
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