17.09.2009 Panathinaikos Athen - Galatasaray Istanbul 1:3
Spiele, die auf europäischer Ebene als Derbys bezeichnet werden können, sind selten. Das macht ihren Reiz aus. Ein solches europäisches Derby fand am ersten Spieltag der neuen Europa-League statt. Panathinaikos Athen empfing im Athener Olympiastadion bei Nieselregen Galatasaray Istanbul. So beschloß ich gemeinsam mit einem Kollegen, der Panathinaikosfan ist, dieses Spiel zu besuchen. Spiele zwischen Griechen und Türken sind seit jeher brisant, die Jahrhunderte der direkten Nachbarschaft haben ihre Spuren hinterlassen. Man entschloß im Vorfeld der beiden Spiele, diese ohne Gästefans auszutragen, dennoch weilten etwa 40 Gäste unter den 47000 Zuschauern. Diese waren jedoch das ganze Spiel über nicht zu hören. Das Spiel begann mit einer Schweigeminute für bei einem Autounfall ums Leben gekommene Panathinaikos-Anhänger. Aus demselben Grund verzichteten die Athener auch in den ersten 10 Minuten auf jeglichen Support. Bereits nach fünf Minuten gingen die Gäste in Führung, nachdem PAO-Keeper Galinovic eher blind durch seinen Strafraum rannte, konnte Elano aus Nahdistanz mühelos ins leere Tor einschieben. Es folgte dann ein Spiel, das man nicht vergißt, denn es war über die komplette Spielzeit ein Spiel auf das Tor von Galatasaray-Keeper Franco. Der Ausgleich schien nur eine Frage der Zeit, auch wenn in Hälfte eins noch nicht allzu viele klare Chancen herausgespielt werden konnten. Beeindruckend war auch der Fanblock, da nach den erwähnten ersten zehn Minuten geschlossen bis zur Halbzeit durchgesungen wurde. Der Support war dabei sehr abwechslungsreich, wobei mir ehrlich gesagt kein einziger Rhythmus und keine Melodie vorher bekannt war. Man kann nur erahnen, wie beeindruckend diese Athmosphäre in einem reinen Fußballstadion sein muß, das Olympiastadion ist doch eine Nummer zu groß und ungemütlich. Halbzeit zwei begann wie die erste mit einem eigentlich harmlosen Angriff der Gäste, einem blind rausstürmenden Torwart Galinovic und infolgedessen einem Tor durch den tschechischen Nationalspieler Milan Baros. Der Unterstützung durch den Panathinaikos-Anhang tat das ebenso wenig einen Abbruch wie den Angriffsbemühungen der Mannschaft, und so gab es unmittelbar im Anschluß gleich zwei dicke Chancen zum 1:2, die jedoch knapp vorbei gingen. In der 57. Minute erhielt Galatasaray einen Freistoß, der aus harmloser Position harmlos geschossen, jedoch so abgefälscht wurde, daß er das 0:3 durch Elano bedeutete. Da auch dieser Ball nicht unhaltbar war und Galinovic bereits die Champions-League-Quali gegen Athletico Madrid verbockt hat, wurde von nun an jede weitere Aktion von ihm mit Pfiffen oder hämischen Beifall bedacht. Einzelne verliesen nun bereits das Stadion, die Stimmung war auch für zehn Minuten gedämpft, wurde aber wieder besser, da das Spiel auch weiterhin konsequent in eine Richtung lief. Jedoch blieben auch beste Chancen und Reihen von Eckbällen konsequent ungenutzt. In Minute 77 erzielte Salpingidis den hochverdienten Anschlußtreffer, der fast schon wie ein Siegtor vom eigenen Anhang gefeiert wurde. Es wurden auch mehrere Bengalos gezündet, hier unten stört das niemanden. Von nun an wurde die Mannschaft bis zum Spielende gefeiert, überraschend für mich, aber fein. Weitere Torchancen hätten die ganze Angelegenheit auch fast nochmal spannend gemacht, jedoch änderte sich nichts mehr. Fazit: Das beste Spiel kann man nicht gewinnen, wenn man vorne keinen reinmacht und hinten keinen drin hat. Die Stimmung war super, und sollte noch getoppt werden, wenn Panathinaikos endlich seine seit Jahren ungelöste Stadionfrage klärt. Trotz des Ergebnisses ein gelungener Abend.
Thomas
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