Als wir am Dienstagabend, den 18.09.2012 gerade auf dem Weg zum Abendessen waren, erhielten wir eine Nachricht, dass eine bestimmte Person (Name ist an der Stelle unwichtig) zwei Karten für uns auf der Haupttribüne für das Europa-League-Spiel am Donnerstag in Enschede besorgt hat. Wir waren in diesem Moment natürlich tierisch aufgeregt und haben uns riesig gefreut. Das Spiel in Leverkusen war dann sofort abgehakt, was im Nachhinein auch nicht traurig war
So machten wir uns am Donnerstagnachmittag gegen 16 Uhr von Düsseldorf aus auf den Weg Richtung Holland. Circa 90 Minuten Autofahrt lagen vor uns, aber die Vorfreude war ungebändigt. Kurz vor der holländischen Grenze wurden wir bei einer Polizeikontrolle angehalten. Nach kurzem Blick in unser Auto sagte der freundliche Beamte aber nur: „Dankeschön und gute Weiterfahrt“. Hatte der etwa nicht angenommen, dass wir zum Fußball wollen? Falsch gedacht :-)
Unser Navi führte uns zufällig direkt auf den Parkplatz für die Gästefans, welchen wir allerdings nicht verlassen durften, so lange wir keine gültige Eintrittskarte bei der anwesenden Gendarmerie vorweisen können. Der Hintergrund war, dass der Gästeblock offiziell ausverkauft war, in diversen Foren aber das Gerücht umher ging, es gäbe noch Karten, so dass sich kurzentschlossen viele Fans ohne Tickets auf den Weg machten.
Da war es nun, unser ersten Problem. Wir wollten uns mit der genannten Person am Stadion treffen, da dieser dort direkt einen Parkplatz bekam. Blöderweise erreichten wir ihn auch nicht und nun mussten wir gemeinsam mit bestimmt 100 Hannoveranern auf dem Parkplatz der Dinge harren. Nach ca. 45 Minuten des Wartens erhielten wir einen Anruf mit der Angabe, wo wir uns am Stadion treffen. Da mittlerweile Schichtwechsel der Polizei auf dem
Parkplatz war und nur noch ein Kollege an der Ausfahrt stand, welcher bei unserer Ankunft noch nicht vor Ort war, konnten wir uns unbemerkt Richtung Stadion begeben. Auf dem Weg dorthin sahen wir die eine oder andere „sportliche“ Gruppe von Enschede, fast alle nur im "Casual-Style", kaum Vereinssymbolik am Mann.
Am Stadion "De Grolsch Veste" - Grolsch ist übrigens der Name der ortsansässigen Brauerei und Veste kann man als Festung übersetzen - angekommen, kauften wir uns erstmal einen Begegnungsschal als Erinnerung. Da gleichzeitig dort auch das Rückspiel am 22.November vermerkt war, beschlossen wir, dass uns natürlich nichts anderes übrig bleibt, als in knapp 7 Wochen das Rückspiel in der AWD-Arena ebenfalls zu besuchen. Auch am 08. November beim Heimspiel gegen Helsingsborg werden wir schon dort sein.
Nachdem wir uns endlich am Haupteingang des Grounds getroffen hatten und die Karten in der Hand hielten, hatten wir es endlich geschafft. Mit der Rolltreppe ging es in den VIP-Bereich, wo man noch gebeten wurde, den Hannover-Schal nicht ganz so offensichtlich zu tragen.
Wir genossen das Feeling dort und mussten als erstes unser Geld in Chips umtauschen lassen, um dann dort bezahlen zu können. Unsere Plätze schauten wir uns anschließend an, hatten wir doch noch nie ein Fußballspiel auf gepolsterten Stühlen erlebt. Zuguterletzt haben wir natürlich mehrere Bilder vom Stadion gemacht. Auf der P-Side des Stadions, wo die aktiven Fans untergebracht sind, wird man mit dem Graffitti "Welkom in de Hel van Enschede" begrüßt - guten Tag ebenfalls
Die Zeit bis zum Spielbeginn wurde dann mit diversen Getränken, Fachgesprächen und dem begutachten der Zaunfahnen über die Runden gebracht. Was dann etwa 15 Minuten vor Anpfiff passierte, haben wir so auch noch nicht erlebt: Fast unbemerkt, quasi in die vorher laufende Musik untergemischt, fing der heimische Stadion-DJ mit feinstem Techno-Hardstyle-Drum'n'Bass-Scheiß an, die Zuschauer zu beschallen. Das allein war ja schon äußerst merkwürdig, da bei Weitem nicht nur junges Publikum auf den Tribünen vertreten war. Nun muss man aber auch noch die Lautstärke in Betracht ziehen, welche einfach atemberaubend war. Normale Gespräche waren überhaupt nicht mehr möglich, überall schrieen sich Lute an, damit man überhaupt Konversation betreiben konnte. Kleine Kostprobe gefällig?! Voll aufdrehen, die zwischenzeitlichen Rufe von Jule ausblenden, die Arme in die Luft und Attacke!
Sowohl die Fans von Enschede als auch der Gästeblock, der wie erwähnt mit 1.500 Tickets ausverkauft war, gingen voll ab. Kurz
vor Anpfiff wurde noch „You´ll never walk alone“ gespielt, was nochmal einen richtigen Gänsehauteffekt verursachte. Zusätzlich wurde über die gesamte P-Side eine Zettelchoreo gezeigt, welche ein abstraktes "H" zeigte (auch in diversen Zaunfahnen im Schriftzug Enschede zusehen) , wahrscheinlich das Gruppensymbol der ansässigen Stimmungscrew Auf jeden Fall gut anzusehen.
Die erste Halbzeit und der erste Teil der zweiten gehörten spielerisch nur Enschede. Da von Hannover fast gar nichts kam, führten die Hausherren folgerichtig schon mit 2:0 (53. Minute).
Dann aber drehte Hannover richtig auf und kam durch Sobiech und einem Enscheder Eigentor zum relativ glücklichen Ausgleich. In den Schlußminuten rettete Zieler noch mehrmals den Auswärtspunkt für die 96er.
Da Enschede der schwerste Gegner in dieser Gruppe sein soll, denke ich, dass man mit diesem Punkt sehr gut leben kann.
Also konnten wir zufrieden den "Heimweg" antreten. Beim Gang ums Stadion hielten wir noch kurz an der Stelle inne, an der im letzten Jahr zwei Arbeiter ums Leben kamen, als ein Teil des Stadiondaches zusammenstürzte. In Gedenken an Sie wurden Ihre Namen in Stein gemeißelt und die Stelle mit einem Kranz beschmückt.
Als wir zu unserem Auto wollten, wurden wir durch die Polizei auf
einen anderen Weg umgeleitet, als wir gekommen waren. Da auf diesem Weg sehr viel Polizei inkl. Polizeihunden vertreten war, fragten wir, ob es dort Probleme gebe. Der nette Polizist meinte dann in feinstem niederländischen Akzent: "Nein, auf dem anderen Weg gibt es Probleme". In diesem Moment, wo er es uns sagte, flog eine Leuchtspur quer über die neben dem Stadion gelegene Bahnstrecke. Das war doch iszneniert
Dennoch sind wir gut am Auto angekommen und waren gegen halb zwei wieder in unserem erwähnenswerten Hotel "Auszeit" in Düsseldorf.
Ein großes Dankeschön geht an Denjenigen, der uns die Karten besorgt hat, an die Gastfreundschaft des FC Twente (in so einem VIP-Bereich wird man ganz schön hofiert) und natürlich an Hannover 96, für dieses spannende Spiel - wir kommen jederzeit gerne wieder.